Sichtbar
Lass Dich fallen in den Halt!
Ich sage ja und will auch springen.
Doch spür ich tief in meinem Innern
dieses paradoxe Ringen.
Liebe geben, Ja, in ganzer Fülle.
Liebe nehmen, Nein.
Doch so voller Sehnsucht
steckt auch hier ein Ja,
erstarrt vor Angst in einer Hülle.
Sie ist gläsern und doch hart wie Stein.
Da brodeln sie, die Angst, der Schmerz.
Spür noch ein letztes Mal hinein.
Und mit urtiefer Kraft und Wucht
die Lösung ihre Richtung sucht.
Durchbreche dieses Unsichtbare –
Scherbenklirren – plötzlich Raum
und Luft wie eine sanfte Brise
streichelt wahr gewordnen Traum.
Lebe alle meine Kräfte,
fühle mich darin sehr reich.
Schenk der Welt mein reines Licht,
geh ins Leuchten meiner Farben,
lass sie strahlen sternengleich.
Wie Nebelschwaden überm See
löst sich auf die Angst, der Schmerz,
beflügelt von Lebendigkeit:
Endlich frei mein Herz.
Genieße diesen klaren Blick,
die Einzigartigkeit des Seins.
Sichtbar so im Gleichgewicht
kann es sehen und auch fühlen.
Es jetzt noch auszusprechen,
das scheint wichtig:
Das bin ich!
Und, ich bin richtig!
(Anke Mehrholz)

Sichtbarkeit
Auf dem Weg in die Sichtbarkeit werden unsere Ängste, Zweifel und auch unsere alten Glaubensmuster sichtbar. Es steht sicher außer Frage, dass dieser Prozess zeitweise sehr herausfordernd und schmerzhaft sein kann.
Das so Wunderbare an diesem Weg ist aber, dass er sehr heilsam ist. Wir hören auf, blind etwas zu folgen, das nicht unseres ist. Wir beginnen, uns wieder zu öffnen und wir lassen zu, wieder verletzlich zu werden.
Dieser Weg ist aber auch heilsam, weil wir uns zurücknehmen, zurückfinden zu uns selbst – und genau das bringt eine ungeheure Kraft mit sich.

Dieses Gedicht, in der ICH-Form geschrieben, spiegelt sicher auch einen Teil meines Erlebens und meiner Empfindungen wider.
Doch darf ich gerade auch in meiner Praxisarbeit erleben, wie viele in dieser Zeit genau an diesem Punkt stehen, die „Hülle“ zu durchbrechen und sich wieder ganz ihrer eigenen Klarheit und damit auch ihrer Verletzlichkeit zu öffnen.
In dem damit verbundenen Loslassen von Kontrolle liegt der Gewinn von Gleichgewicht des uns ureigenen Bedürfnisses, Liebe zu geben und wieder Liebe/Hilfe … annehmen, Nähe zulassen zu können.

Entstanden ist dieses Gedicht auf einer Wanderung, rund um den Großen Stechlinsee.
https://www.stechlin-ruppiner-land-naturpark.de/themen/routen-touren/rundwanderweg-grosser-stechlinsee-136-km/
Dem direkten Weg am Wasser um den ganzen See herum gefolgt, kommt man sogar in den Genuss, rund 17 km im Wandern eins zu werden mit dieser wundervollen Natur dort.
Anke Mehrholz